Deaf Memory

Eine Produktion von Possible World, 2014

 

Gefördert durch

die Aktion Mensch

den Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung

den Fonds Soziokultur

 


Wie war es früher? Gehörlose Zeitzeugen berichten

Wie war es früher in der Schule? War Gebärdensprache verboten? Wie war es, sprechen zu lernen? Wurden Sie von den Nazis verfolgt? Wie haben Sie den Krieg erlebt? Und ist es heute leichter für Gehörlose?...

 

Ein Rechercheprojekt im Rahmen der Produktion DIE TAUBE ZEITMASCHINE. Einige Filminterviews wurden Bestandteil der Theateraufführung. 

Senioren: Fr. Brümmel / Fr. Costrau / Fr. Hirsch / Fr. Klatt / Fr. Meier / Fr. Mohr / Hr. Schubert/ Fr. Schubert

Interviewte zum Cochlea Implantat: Fr. und Hr. Germar

Interviewer: Asya Avagyan / Hend El-Kadi / Inara Ilyasova / Cordula Zielonka / Eyk Kauly / Nikola Vujicic / Frank Weigang / Wille Felix Zante 

 

REGIE Michaela Caspar / VIDEO Jens Kupsch / VIDEODESIGN Marcel Fiedler / KLEIDUNG Gabriele Wischmann / GEBÄRDENSPRACHDOLMETSCHER Anka Böttcher

 

Nationalsozialismus:

Am 14. Juli 1933 wurde von der Reichsregierung das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses beschlossen. Das Gesetz sah vor, dass, wer erbkrank ist, „durch chirurgischen Eingriff unfruchtbar gemacht (sterilisiert) werden“ solle.

 

Ausschnitt aus einem Interview:

Wo wurdest du in Berlin geboren?

Charlottenburg. Charlottenburg, Preußenallee.

 

Bist du von Geburt an taub? 

Ja.

 

Hast du taube Verwandte? 

Ja, mütterlicherseits sind meine Großeltern taub. Mein Vater kommt aus einer hörenden Familie.

 

Woher wussten die Nazis, wer erblich bedingt taub war?

Früher gab es ein Schriftstück, darin wurde eingetragen: Großeltern taub, Onkel taub, und die, und die mussten sterilisiert werden..., bei Vererbung, sonst nicht. Diese Familien wurden sterilisiert.

 

Wurde deine Mutter sterilisiert?

Ja, Mama ja.

 

Wo wurde deine Mutter sterilisiert? 

In Berlin, aber wo, weiß ich auch nicht.

 

 

 

Ausschnitt aus einem Interview:

Bist du gehörlos geboren? 

Nein, am 12. Mai bin ich als Hörende zur Welt gekommen. Und im September, Oktober 1944 war ein schwerer Bombenalarm. Dadurch hab ich mein Gehör verloren.

 

Wo bist du aufgewachsen? 

Wo ich aufgewachsen bin? In Berlin Steglitz. Meine Geschwister in Falkensee. Die beiden konnten hören. Weil meine Eltern nicht hören konnten, haben sie mich zu meinen Großeltern geschickt. Meine Omi hat sich sehr viel Mühe gegeben und mir das Sprechen beigebracht. Aber fragt mich nicht wie, was ich leiden musste.

 

Hat deine Großmutter mit dir gebärdet? 

Meine Omi hat mir Gebärden verboten.

 

Was war das schönste Erlebnis in deiner Kindheit?

Ich wurde als Kind viel geschlagen. Von meiner Omi, von meinem Vater, von meinem Onkel, von meiner Großtante, mir reichts. Ich möchte nicht nochmal ein Kind sein.

 

Hattest du taube Lehrer an der Schule? 

Alle Lehrer konnten hören. Alle. Damals gab es keine gehörlosen Lehrer. Gab es nicht, damals.

 

War das schwer sprechen zu lernen ohne zu hören? 

Eigentlich ja. Aber man hat gespürt, wenn man anfasst, wie der Ton klingt. Ob er gleichmäßig ist oder ob da so ein Piepton ist. Man spürt den Ton z.B. mit einem Ball, er vibriert, wenn man ihn anfasst. Wenn Musik kommt, man fasst den Ball an oder den Tisch wenn jemand klopft. Dann fühlt man das. Oder wenn man mit den Füßen stampft, dann wackelt der Boden. Das spür ich auch.

 

Wie hat deine Großmutter dir sprechen beigebracht?

So bald ich nicht richtig ausgesprochen habe, beim dritten, vierten oder fünften Mal bekam ich eine Schelle. Das war nicht schön. Ich bin auch aus dem Fenster rausgesprungen. Vom 1. Stock, weil ich nicht mehr sprechen wollte. Ich wollte meine Ruhe haben. Es war sehr anstrengend.

 

Wie wichtig ist für dich Gebärdensprache?

Für mich ist die Gebärdensprache einfach meine Muttersprache. Das ist das, was ich sagen kann. Wenn einer nicht hören kann, ist Gebärdensprache sehr wichtig. Es ist unsere Muttersprache.

 

 


Die Produktion wurde gefördert durch


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